Der Markt für E-Commerce wächst stetig, der stationäre Handel wird immer stärker zurückgedrängt. Die Zahl der Online-Bestellungen hat sich von 2010 bis 2020 in Österreich verdoppelt. Der Versand ist beim Online-Shopping ein zentraler Faktor und führt zu einem Anstieg des Verpackungsabfalls. Wie könnte hier ein Mehrweg-System aussehen?
Größtenteils kommen Einweg-Pakete zum Einsatz, die im Hausmüll entsorgt werden müssen, doch es gibt bereits smarte Mehrwegpaket-Systeme, die einen zirkulären Kreislauf ermöglichen könnten.
Packaging-as-a-Service als Lösung?
Das deutsch-französische Start-Up Livingpackets hat sich zum Ziel gesetzt 1,5 Milliarden Versand-Boxen in den Kreislauf zu bringen und dadurch 100 Milliarden Wegwerf-Kartons zu ersetzen. Die Box selbst soll 1.000 Mal verwendet werden, doch wie funktioniert diese Mehrweg-Lösung?
Eine wichtige Rolle spielen einige High-Tech-Funktionen. Das schwarz-grüne Paket besteht aus geschäumten Polypropylen und ist mit einer Internetverbindung ausgestattet. So kann das Paket via App verfolgt werden. Für Informationen über den Paketinhalt sorgen eingebaute Sensoren sowie eine Kamera, die Adresse ist über ein digitales Display sichtbar. Ein verspanntes Netz am Paketboden und ein wiederverschließbares Schloss sorgen dafür, dass kein zusätzlicher Verpackungsmüll wie Füllmaterial oder Klebeband anfallen. Die Pakete werden nicht an die Kund*innen verkauft, sondern gegen eine Gebühr geliehen. Der Kostenpunkt dieses Geschäftsmodells, welches sich Packaging-as-a-Service nennt, beläuft sich auf etwa zwei bis drei Euro, zuzüglich Porto.
Eine ähnliche Vision wie Livingpackets verfolgt das finnische Start-Up Repack. Unternehmen wie Tchibo, Otto und der Avocadostore verwenden Versandtaschen aus mindestens 80 % recyceltem Material und mit dem Blauen Engel zertifiziert. Die Taschen können nach Erhalt in Briefgröße zusammengefaltet und unfrankiert in den Briefkasten geworfen werden. Die Taschen gehen zurück an die Unternehmen und sind so rund 20 Mal mehr im Umlauf als eine klassische Einwegtüte.
Die genannten Unternehmen haben bereits unterschiedliche Test-Läufe durchgeführt. Otto, Tchibo und der Avocadostore starteten im Herbst 2020 mit der Erprobung der Mehrweg-Versandtasche. Erste Ergebnisse zeigen, dass 75 Prozent der Kund*innen die Mehrweg-Taschen freiwellig zurückgeschickt haben. Die Haltbarkeit der Versandtaschen liegt bei rund 20 Durchläufen.
Eine Test-Phase bei einem französischen Onlineshop zeigte, dass sich bei der Verwendung der Mehrweg-Boxen die Pack-Prozesse um bis zu 30 Prozent beschleunigen, da Arbeitsschritte, die ein Paket mit Füllmaterial und Klebeband versehen, eliminiert werden. Gründer von Livingpackets, Fabian Kliem, sieht vor allem solche Onlinehändler als potentielle Kund*innen des Mehrweg-Paketsystems, die den eigenen Versand verbessern wollen.
Online-Handel vs. Kreislaufwirtschaft?
Eine zentrale Frage, die offen bleibt: Wie kommt das Paket wieder zurück zur/zum BesitzerIn?
Traditionell ist der Versandhandel keine Kreislaufwirtschaft, ganz im Gegenteil: Unternehmen und Kund*innen versuchen in der Regel Retouren zu vermeiden, da diese zeit- und kostenintensiv sind. Der Versand schlägt sich zudem in der CO2-Bilanz nieder. Laut Livingpackets-Gründer sind flächendeckende Rückgabesysteme erforderlich. Kund*innen sollen so die Option haben leere Boxen der/dem Paketbotin/Paketboten mitzugeben, sie selbst zurückzuschicken oder zum Paketshop zu bringen. Damit dies funktioniert sind Partner*innen unumgänglich. Wichtige Partner*innen sind lokale Logistik- und Postdienstleister, da diese über die nötigen Ressourcen, wie die Infrastruktur verfügen.
Sind solche Mehrweg-Verpackungs-Lösungen Ihrer/Eurer Meinung nach zukunftsfähig?
Quellen:
https://enorm-magazin.de/lebensstil/mehrweg-im-versandhandel