Auftaktdiskussion der Mehrweg-Messe im Impact Hub Wien – ein Rückblick
Am Freitagabend, dem 24. November 2023, fand der Auftakt zur dritten Wiener MehrWeg-Messe im Wiener Impact Hub statt. Der Introvis-Kulturverein lud zur Impuls-Diskussion zum Thema „Slow Fashion“ ein, die von Astrid Aschenbrenner, der Gründerin des Textillabels „Einzelstück“, moderiert wurde. Gemeinsam mit den Gästen – der Autorin Nunu Kaller, Lisa Panhuber von Greenpeace Austria und dem Textilberater Claus Bretschneider – wurde eine lebhafte und aufschlussreiche Diskussion über die Herausforderungen und Lösungen in der Modewelt geführt.
Slow Fashion als Gegenbewegung
Die Diskussion begann mit einem klaren Statement von Astrid Aschenberger: “Der Begriff Slow Fashion steht als ganz klare Gegenbewegung zur Fast Fashion und zur Ultrafast Fashion. Das Ziel ist Entschleunigung und das wird in der Fashion Industrie in verschiedensten Formen ausgelebt.”
Die Probleme, darunter mangelnde Qualität, fragwürdige Produktionsbedingungen und lange Lieferketten, wurden beleuchtet. Insbesondere fiel der Hinweis auf die weltweite Überproduktion, die durch Ereignisse wie den Black Friday und den Preiskampf unter Online-Lieferanten verstärkt würde.
Umweltauswirkungen und Wegwerfkultur
Ein besonderes Augenmerk lag auf der umweltschädlichen Entsorgung von Kleidungsstücken. Etwa 40% der produzierten Kleidung landet direkt im Müll, oft an Orten ohne funktionierende Abfallwirtschaft. Selbst wenn die Kleidungsstücke ordnungsgemäß entsorgt werden, lässt die Materialqualität oft keine Weiternutzung zu, sei es aufgrund minderer Qualität oder nicht recycelbarer Materialmischungen.
Die Bedeutung von Awareness und Achtsamkeit
Nunu Kaller brachte das Stichwort „Convenience“ ins Spiel und regte dazu an, sich öfter zu fragen, wie dringend neue Kleidung tatsächlich benötigt wird. Wir haben uns eine Bequemlichkeit angewöhnt und ich glaube nicht, dass wir an den Punkt zurückkehren, wo man zum Schneider geht.
Die Diskutierenden waren sich einig, dass eine Entschleunigung in der Modeindustrie, sowohl bei der Produktion als auch beim Konsum, dringend notwendig ist. Dabei wurde betont, dass qualitativ hochwertige Produkte präferiert werden, aber auch das Leistbarkeitsproblem anerkannt.
Das Image nachhaltiger Mode und Secondhand-Stücke
In der Diskussion über das Image nachhaltiger Kleidung und Secondhand-Stücke äußert Lisa Panhuber einen Wunsch: Mein Wunsch ist, dass ab morgen alle Promis dieser Welt Second Hand kaufen, und Upcycling-Projekte unterstützen. Sie hoffte, dass Prominente ihre Reichweite nutzen und nicht mehr nur Konsum in unserer Gesellschaft bewerben. Dies könnte einen positiven Einfluss auf das Image nachhaltiger Mode haben.
Außerdem wurde betont, dass es leistbarer werden muss, die “gute”, also die nachhaltige Wahl zu treffen. Hier gibt es bereits erste Ansätze, wie etwa das Lieferkettengesetz – es muss sich aber noch einiges tun, darüber sind sich die Speaker:innen einig.
Politische Anreize und die Rolle der EU-Strategie
Ein weiterer Fokus lag auf politischen Anreizen zum verantwortungsbewussten Konsum. Claus Bretschneider betonte die Notwendigkeit einer kohärenten EU-Strategie, die eine verpflichtende Rücknahme von Bekleidungsteilen und ein Verbot der sofortigen Vernichtung fördert. Ich glaube, dass es jetzt in der Verantwortung all derer, die in unterschiedlichen Gremien mit der EU sprechen liegt, dass wir aus einer Strategie Richtlinien machen.
Das Lieferkettengesetz und Entwicklungen im Bereich des digitalen Produktpasses wurden als Hoffnungsträger für positive Veränderungen genannt.
Kleine Schritte, Große Veränderungen
Die Diskussion schloss mit der Einigkeit, dass Veränderung im Kleinen beginnen kann und muss. Achtsamkeit im Konsumverhalten, bewusstes Hinterfragen von Kaufentscheidungen und die Vielfalt von Möglichkeiten, wie Upcycling oder Kleidertausch, wurden als Schlüssel für eine nachhaltige Modebranche betont.
Vielen Dank an die Gäste Nunu Kaller, Lisa Panhuber und Claus Bretschneider, an Moderatorin Astrid Aschenberger sowie an das interessierte Publikum!
Weitere Infos:
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/QANDA_22_2015
https://europa.eu/youreurope/business/product-requirements/compliance/ecodesign/index_de.htm
https://www.umweltzeichen.at/de/home/start/green-claims-richtlinie