Der zweite Teil der Reihe „Kreislaufwirtschaft“ legt dar, welche weiteren Schritte für eine nachhaltige Wirtschaft notwendig sind.
Eine wichtige Rolle bei der Schonung von Ressourcen und Reduktion von Emissionen spielt auch die Vermeidung, Sammlung und Sortierung von Abfällen. Die Recyclingrate von Siedlungsabfällen in Österreich liegt über dem EU-Durchschnitt, dennoch können die notwendigen Sammel- und Recyclingquoten durch das bestehende Recyclingsystem nicht erreicht werden. Hierfür müssen die Sammelquoten für Kunststoffgetränkeverpackungen sowie das Angebot von Mehrwegbehältern im Lebensmitteleinzelhandel erhöht werden. Leergutrücknahmesysteme müssen ausgebaut und Maßnahmen zur Steigerung der Mehrwegquote für Getränkegebinde umgesetzt werden. Beispielsweise das neue Abfallwirtschaftsgesetz: 2025 wird ein Einwegpfand für Einweggetränkeverpackungen, also Plastikflaschen und Dosen, eingeführt. Zudem werden Geschäfte schon ab 2024 verpflichtet, das Getränkeangebot auf Getränke in wieder befüllbaren Gebinden zu erweitern.
Zusätzlich kann durch den Ausbau von Sortieranlagen für Kunststoffverpackungen die Menge an recycelten Rohstoffen erhöht werden.
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Auch die Stärkung der Rechte von Konsument:innen ist vorgesehen, beispielsweise verlängerte Garantiezeiten, ein Recht auf Reparatur und der Zugang zu Ersatzteilen. Unnötig verkürzter Produktnutzungsdauer soll durch Reglementierung auf EU-Ebene vorgebeugt werden. Weiters sollen verlässliche Mindeststandards zur Nachhaltigkeitszertifizierung von Produkten und Dienstleistungen festgelegt und EU-Regeln für die Sorgfalts- und Rechenschaftspflicht vereinbart werden. Um die Nachfrage zertifizierter und nachhaltiger Produkte zu steigern, müssen die Bedingungen der Produktion für Konsument:innen transparent gemacht werden. Zu diesem Zweck ist die Einführung digitaler Produktpässe vorgesehen, welche Informationen über die Inhaltsstoffe und Eigenschaften von Produkten transparent machen und Reparatur und Recycling der Produkte vereinfachen. Gütesiegel wie das österreichische Umweltzeichen und das EU-Ecolabel sollen die Kaufentscheidung zusätzlich vereinfachen.
Zusätzlich zur erhöhten Produktlebensdauer ist der Ausbau von Geschäftsmodellen zur Wiederverwendung und geteilten Nutzung sowie das Verhindern von ungenützten Gebrauchsgütern wie beispielsweise Elektronikgeräten und Kleidung sinnvoll. Bei der Produktion selbst ist das Ersetzen fossiler Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe und die Nutzung von Sekundärrohstoffen wesentlich.
Um weiteres Expertenwissen einzuholen und das Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft in der Gesellschaft zu verankern, sind zahlreiche Stakeholder:innen in den Prozess eingebunden. Maßnahmen wie effiziente Ressourcennutzung und Einsatz von erneuerbaren Ressourcen und Recyclingwertstoffen werden im „Circularity Lab Austria“ untersucht, vorbereitet und durchgeführt.
Durch die Verwirklichung der Kreislaufwirtschaftsstrategie soll ein zirkuläres, ressourcenorientiertes und klimaneutrales Wirtschaftssystem in Österreich zum neuen Standard werden. Wenn Nachhaltigkeit sich vom Label zur Normalität entwickelt, ist ein bedeutsamer Schritt für die Erhaltung des Lebensraums Erde geschaffen.