Podiumsdiskussion 1. Wiener MehrWeg-Messe 27.11.2020

Die 1. Wiener MehrWeg-Messe stand am 27. und 28. November 2020 im Zeichen der Kunststoff-Debatte: „Plastik – mit oder ohne“. Ein kurzes Resümee dazu: Kaum einer der Teilnehmer oder Besucher konnte sich eine Welt ganz ohne Plastik vorstellen. Schon eher eine Welt mit weniger Plastik, mit rezykliertem Plastik oder mit Bio-Plastik. So gibt es Bereiche, wo Kunststoff eine wichtige Aufgabe erfüllt, um die Lebenserwartung hoch zu halten wie in der Medizintechnik. Oder Kunststoff als Isoliermaterial für Stromleitungen – kaum zu ersetzen und einfach nicht wegzudenken. Und trotzdem ist Plastik ein Problemstoff – insbesondere dort, wo Recycling zu kostspielig oder einfach nicht durchführbar wäre. Dazu gehören viele Lebensmittelverpackungen, die aus Verbundmaterialien bestehen und kaum sortenrein zu trennen sind.

Was aber ist die Alternative? Von der einen Seite kam die Forderung nach mehr Regulierung von gesetzlicher Seite, von der anderen der Impuls in Richtung Innovation. Lässt sich Plastik dadurch weniger schädlich oder gar unschädlich machen? Letztlich landet noch immer viel zu viel kaum abbaubarer Plastikmüll in der Natur – in den Weltmeeren oder als Mikroplastik auf den höchsten Gipfeln der Erde. So drängt die Zeit, der Umweltverschmutzung durch Einweg-Kunststoffverpackungen Einhalt zu gebieten. Die Erhöhung der Mehrweg-Quote durch den verstärkten Einsatz von Pfandsystemen im Verpackungsbereich ist ein Lösungsansatz dafür, doch weite Teile des Lebensmittelhandels betrachten Mehrwegsysteme als Nebensache. So liegt der Ball letztlich wieder beim Gesetzgeber, auch wenn der Druck vonseiten der Konsumenten auf den Handel wächst.

Ist also weniger mehr, haben wir nicht ohnehin genug von allem? Diese Frage wird kontroversiell diskutiert, je nachdem, ob das Wirtschaftssystem in der bestehenden Form weitergeführt werden soll oder eben nicht. Letzten Endes lässt sich die Frage auch darauf reduzieren, ob die Verschwendung von Rohstoffen in demselben Ausmaß fortgesetzt wird wie derzeit, oder ob es zu einer Schließung von Kreisläufen führt, wie von Cradle to Cradle gefordert. Jedenfalls besteht Übereinstimmung bei den meisten BesucherInnen der MehrWeg-Messe, dass eine Reduktion von Plastikverpackungen möglich ist und nicht zwangsläufig zu einer niedrigeren Lebensqualität führen muss. Wer bewusster mit dem Plastik-Thema umgeht und im Alltag auf Kunststoffe sinnvoll verzichtet, leistet einen wichtigen Beitrag, das Problem früher oder später in den Griff zu bekommen – spätestens dann, wenn 100% wiederverwertbare Kunststoffe die bestehenden Erdölderivate ersetzen. Zugegebenermaßen: der Weg ist weit…

Peter Schaden (Verein Introvis, Veranstalter)

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